Zur Startseite
Zu unseren Vereinsinfos
Zur Terminseite
Zu den Aktualitäten
Zum Aufnahmeantrag
Zur Partnerseite

Schleppjagdverein von Bayern e.V.
gegründet 1986

Die Meute aus dem "Wittelsbacher Land"
Schirmherr: SKH Luitpold Prinz  von Bayern

  Jagdbesuch in Frankreich

  

Jagdreiten in Frankreich – März 2009

Nach etlichen Jahren kam jetzt wieder mal das Verlangen nach einem Jagdausflug nach Frankreich. Bedrängt von Jagdreiterfreund Paul als frischgebackenem grünen Jäger ließ ich meine alten Kontakte wieder aufleben. Mein französischer Jagdfreund Francois Landolt arrangierte kurzfristig die Reise in das Gebiet um Soissons. In der für viele Frankreichreiter bekannten Ortschaft Longpont machten wir im „Hotel de Abbaye“ Quartier.

Am nächsten Mittag sollte in unmittelbarer Nähe eine Jagd auf Reh stattfinden. Da das Stelldichein erst für 13.00 Uhr geplant war, besuchten wir die etwa  20 Kilometer entfernt stehende Hirsch - Meute Villers-Cotterets in ihrem Kennel.

Beeindruckend die große Anzahl von Hirschhunden in ihrer Unterkunft. Diese Meute hatte am Vortag Jagd auf den Hirsch gemacht und war erfolgreich gewesen. Nach ausführlichem Rundgang und Blick in alle Räumlichkeiten fuhren wir zurück, um mit Francois über eine alte Römerstraße zum  Stelldicheinplatz  in das große Waldgebiet zu fahren. Der LKW mit unseren Leihpferden war bereits eingetroffen

und nach und nach kamen die Equipage und der Hundewagen mit der Rehmeute angefahren. Da es heute eine kleine Jagdgesellschaft war, ging es sehr gemütlich zu. Zuerst Picknick am Grill, dazu – natürlich! - guten Rotwein.

Kurz vor dem Aufbruch noch ein Glas Champagner. Stilgerecht die Equipage mit Trompe und Rufhorn auf dem Pferd.

 

Wir durchkämmten ein großes Waldgebiet, wobei die Meute sehr breit durch den Bestand geführt wurde um die Rehspur aufzunehmen. Nach etwa einer Stunde nahm die Meute eine Spur auf. Das unvergleichliche Geläut der Meute und der Klang der Jagdhörner brachten den Wald zum Beben! Auch unsere Pferde zeigten plötzlich Jagdfieber. Offenbar wissen sie genau, wann die Meute auf der richtigen Spur ist. Dieser Run ging über einige Kilometer. Dann hatte sich die Gruppe aus drei Rehen geteilt und die Meute musste zusammengerufen werden, um sie dann auf  ein bestimmtes Tier zu konzentrieren. Der Nachmittag war inzwischen sonnig geworden, bei Temperaturen von etwa 10  Grad. „Viel zu warm und zu trocken“, stöhnten unsere französischen Jäger, da die Meute inzwischen mehrmals die Spur wieder verloren hat. Bis  etwa 17 Uhr versuchten wir weiter unser Glück, aber vergeblich. Viel zu warm – viel zu schön – kein Jagdwetter – lass uns die Jagd beenden und  wie zu Beginn mit einem Picknick beenden. Wir genossen diesen Tag.

Ganz anders verlief der nächste Jagdtag. Das Stelldichein lag in der Nähe von Pierrefonds, das bereits zum großen Waldgebiet Compiegne gehört. Hier traf sich eine große Jagdgesellschaft, die mit ihrer Meute Wildschwein jagen wollte. Nach den Berichten der Späher, die viele Sauen ausgemacht hatten, wurde beschlossen die Jagd an einer anderen Stelle zu beginnen.

Der Tross setzte sich in Bewegung und fuhr etwa 10 Kilometer tief in den Wald hinein. Dann wurde ausgeladen, gesattelt und zum Aufbruch geblasen.

Auch hier, wie am Vortag, wurde die Meute breitgefächert durch den Hochwald geführt.

Wir Gastreiter und eine Gruppe Franzosen haben das Geschehen von den Waldwegen aus mitverfolgt und sind der Meute immer unmittelbar gefolgt. Nach einer Weile entschloss sich unser Master die Meute zu verladen und jenseits einer stark befahrenen Hauptstraße neu auf Saufährte anzusetzen. Es dauerte nicht lange bis in dem schier endlosen Waldgebiet das erste Geläut erklang. Aber auch hier war die Fährte nach einigen Kilometern wieder wie vom Erdboden verschwunden. Wir waren etwa 40 Reiter, dazu eine Menge von Jagdbeobachtern, die mit Autos und zum Teil auch mit dem Fahrrad oder einem Einspänner die Jagd verfolgten. Fast alle Reiter waren mit der Trompe ausgestattet.

 Plötzlich wurde das Wildschwein gesichtet und wechselte über einen gut einsehbaren Waldweg in den nächsten Waldabschnitt hinein. Sofort setze ein unglaubliches Bläser- und Hupkonzert ein, musste doch die Meute schnellstens auf diese frische Fährte gebracht und angesetzt werden. Von diesem Zeitpunkt an, es mag so gegen 14 Uhr gewesen sein, ging es unentwegt  im schnellen Trab die Waldwege entlang oder mal quer durch den Bestand, wenn es die Bodenverhältnisse erlaubten. Das Wildschwein wechselte durch mehrere Waldabschnitte, überquerte Straße und eine Bahnlinie, kam wieder zurück, ging einen Bergrücken hoch, dann später wieder hinunter. Es ging im flotten Tempo durch eine kleine Ortschaft, bevor wir wieder im Wald verschwanden, die Meute dem Schwarzkittel immer dicht auf den Fersen.

Zwischendurch hatte sie sogar mal den Keiler gestellt, doch er brach wieder aus, und die Verfolgung begann von neuem. Da stand plötzlich unser Pferdelieferant an einem Parkplatz im Walde und wir beschlossen, den Pferden zuliebe die Jagd dort zu beenden. Francois wechselte auf ein frisches Pferd und setzte die Verfolgung fort. Die Jagdgesellschaft verschwand in der Tiefe des Waldes von Compiegne. Unser Pferdelieferant brachte uns an den Ausgangspunkt zurück zu unserem Wagen. Wir sind wohl eine dreiviertel Stunde gefahren bis wir am Parkplatz  eintrafen.

 Da wurde uns bewusst, welche Strecke wir – und erst recht das Wildschwein, die Meute und die Equipagen zurückgelegt haben an diesem Tag. Eine gute Stunde später meldete Francois voller Stolz am Telefon, dass er den Keiler mit der Lanze abgefangen habe, nachdem ihn die Meute gestellt und attackiert hatte.

Schade, dass wir die Currée verpasst haben. Francois musste nach der Jagd zurück nach Paris und so beschlossen wir den Abend auf erholsame Weise im Hotel zu verbringen.

Am nächsten Morgen haben wir zeitig die Heimreise angetreten. Wir machten Zwischenstation in einer Manufaktur für Jagdhörner wo Paul als vielseitiger Musikant seine Instrumentensammlung noch erweitern konnte.

Rückblickend gilt der Dank für dieses Erlebnis unserem Freund Francois Landolt, der uns mit Pferden versorgte und uns die Chasse à Court gezeigt hat. Dank auch den treuen und geländesicheren Pferden, die mit uns viele Kilometer durch den Französischen Wald getrabt sind, den Hundemeuten und ihren Equipagen für ihren Einsatz, allen netten Menschen, die uns Deutsche freundlich in ihrem Kreise aufgenommen haben und uns haben teilhaben lassen an dieser wohl einzigartigen Art der Jagd, wie sie heute mit all ihren Traditionen in Frankreich noch gelebt wird.

TW