Fachtagung der Deutschen Schleppjagdvereinigung vom 17. bis 19. April 2009 Diesmal hatte die Asbach-Meute unter ihrem Master Otto Schütz in den Odenwald geladen. Bei der Anfahrt beeindruckten die riesigen Mischwälder in hügeliger Landschaft. Die Teilnehmer waren aus ganz Deutschland angereist, die entferntesten von der Insel Rügen. Unser Schleppjagdverein von Bayern war vertreten durch Präsident und Master of Hounds Toni Wiedemann, Helmut Schreiber mit Frau, Hubert Barth mit Frau und Horst Fritscher als Berichterstatter. Wir waren bestens untergebracht auf halber Höhe mitten im Odenwald. Der Erfahrungsaustausch unter den Meutehaltern war sehr rege und dauerte teils bis in die frühen Morgenstunden. Der Samstag Vormittag gehörte dem Mastergespräch. Mittags warteten bereits zwei große Busse, um uns zum Kennel zu bringen. Auf schmalen Straßen ging es hinauf im prächtigen Odenwald, durch kleine putzige Ortschaften. Die Landschaft war geprägt durch Mischwälder und große Wiesenflächen. In einem Seitental des Modautales erreichten wir den Kennel am Eichelhof. Zwei Jagdhörner schallten uns entgegen und wir wurden freundlich empfangen vom Verein und von Otto Schütz. Sie zeigten uns die Kennelanlage und die Meute und luden anschließend zum großen Imbiß mit Schnitzel, Leberkäs und Guinness. Nun ging es per Bus auf eine Anhöhe mit einem weiten Blick in tiefes Wiesengelände. Von links näherte sich die Asbach-Meute, voran eine Schleppenlegerin. Für alle gut einzusehen ging es hinunter und über einen Graben in weites Gelände. Auf dem Rückweg ging es wieder über einen Graben und in einem weiten Bogen zurück über den gleichen Graben. Fast alle Hunde nahmen die Schleppe an ohne abzukürzen, eine gute Leistung. Auf dem Rückweg verweilten wir noch in der historischen Maschinenhalle der Pfungstädter Brauerei, bevor wir uns abends zum festlichen Essen mit irischen Impressionen begaben: Irische Musik und Guinness. Am Sonntag Vormittag fand dann die Mitgliederversammlung statt mit den Berichten und der Entlastung des Vorstandes, sowie den Berichten der einzelnen Meutenhalter mit anschließender Podiumsdiskussion „Jagdreiten hinter den Hunden gestern und heute. Wo liegen die Wurzeln? Auf welche Traditionen berufen wir uns?“ Nach einem Imbiss verabschiedeten sich die Teilnehmer. Horst Fritscher ===================================================== „Ganz großes Kino“ bei der Asbach-Meute Meutehalter und Jagdreiter zu Gast im Odenwald Die Hunde der Meuten werden auch weiterhin den Ton angeben bei den Schleppjagden in Deutschland und nicht zur malerischen Dekoration bei Gruppengeländeritten verkommen. Ihr „Nasen-Kompass“, ihr Tempo, die Kondition und Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt, wenn auf der künstlichen Fährte angelegt wird. „Wir müssen den Jagdgedanken beibehalten, wenn wir unsere Hunde erhalten wollen und wir müssen entsprechend reiten, um diesen Hunden folgen zu können“, fasste Camill von Dungern, Master der traditionsreichen Niedersachsenmeute zusammen bei der Jahrestagung der deutschen Meutehalter, die von der Asbach-Meute im Odenwald ausgerichtet wurde. Unter Leitung des DSJV-Vorsitzenden Stefan Entel (Stavelot/Belgien) wurde in Seeheim-Jugenheim über Wesen und Tradition der Schleppjagd diskutiert. Wie das in der Praxis aussehen soll, demonstrierten schon vorher die Gastgeber bei ihrer Schauschleppe in Modautal. „Ganz großes Kino“ erlebten die Besucher von einem Parkplatz mit Aussicht, der sich als natürliche Tribüne anbot, um Hunde und Equipage in Aktion zu erleben: Gisela Schütz als Schleppenlegerin für 26 Foxhounds, unterstützt von der neuen jungen Equipage mit Huntsman Heiko Lindner. Erst seit wenigen Monaten reitet das Equipagenteam – Durchschnittsalter 22 Jahre (!) - gemeinsam mit Otto und Gisela Schütz und hilft beim Management der irischen Foxhounds. Lauthals und schnell, dabei sicher auf der nicht einfachen Spur, zeigten die Iren, was in ihnen steckt. In gespannter Erwartung beobachteten alle Master die trickreich erdachte Spurenlegung, am angespanntesten dabei der Asbach-Master Otto Schütz in der Zuschauerrolle. Erst nachdem auch der zweite Bogen, über einen Graben und als Rückschleppe auf der alten Spur, souverän ausgearbeitet worden war, bekannte er erleichtert: „Jetzt bin ich ganz froh, hier oben zu stehen.“ Die Gastgeber der Asbach-Meute um den Präsidenten Dr.Dr.Wolfhard Lindner (Kronberg) präsentierten die vor zehn Jahren neu gegründete Meute in dem 2008 bezogenen neuen Kennel im Modautaler Ortsteil Ernsthofen. Auf dem Eichelhof finden Pferde und Foxhounds nebeneinander Platz: Jeweils in fünf Boxen mit entsprechendem Auslauf für beide. Vor 39 Jahren ritt Otto Schütz seine ersten Jagden als Huntsman hinter Beagles und seither pflegt der ehemalige Vielseitigkeitsreiter diese Passion gemeinsam mit Frau Gisela. Gemeinsam versorgen die beiden die Hunde – darunter zwölf Welpen vor ihrer ersten Saison - mit einem Helfer. Drei- bis viermal wöchentlich wird direkt am Kennel trainiert. Auch Jagden können direkt am Kennel gestartet werden. Das Programm um Hunde und Pferde und ein Brauereibesuch, der zum Thema passte, („Hessens Glück. Das Bier mit dem Hufeisen.“) steckte den Rahmen für die Mitgliederversammlung am Sonntag. Neue Jagd-Termine und mehr Mitreiter, mehr Mitglieder in den Vereinen, Verjüngung in den Ämtern kündeten von Aufbruchstimmung anstatt Misere. „Wir verzeichnen Wachstum“, versicherten die Master unisono gegenüber dem Geschäftsführenden Vorstandsmitglied des Deutschen Reiter- und Fahrerverbandes, Hans-Jürgen Meyer, der die DSJV als Fachgruppe der Jagdreiter in seinem Verband betreut und die Tagung „live“ verfolgte. Dementsprechend werden auch Lehrgänge für alle Semester weiter gefördert, selbst wenn die in anderen Disziplinen begrüßten Jugendlichen durchaus älteren Datums sein können bevor sie zumeist als Umsteiger zum Jagdreiten finden. „Zuschüsse sind deshalb noch lange keine Mitnahme-Effekte im Sinne der Abwrackprämie,“ hieß es entschieden. Dass der jagdliche Grundgedanke und sportliche Anforderungen sich nicht ausschließen, kann jeder bestätigen, der in schwierigem Gelände wie zum Beispiel der Göhrde einmal auch eine Jagd ganz ohne Hindernisse geritten hat. „Aber unsere Hunde sind das, was uns von anderen Disziplinen abgrenzt und dieses Besondere müssen wir nutzen“, rieten die Redner im Rahmen der Diskussion. Dr.Michael Weiler, der lange die Vogelsberg-Meute geführt hat, warnte: „Wir erreichen Jugendnachwuchs am ehesten über die Hunde, nicht über Sport. Eine sportliche Jagd ist kein Ersatz für eine Vielseitigkeit.“ Petra Schlemm „Wesen und Tradition der Schleppjagd“ Erklärung der Deutschen Schleppjagdvereinigung (DSJV) Die Deutsche Schleppjagdvereinigung (DSJV) im Reiter- und Fahrerverband versteht sich als Bewahrer der Traditionen und des Brauchtums der Schleppjagd, auch in einem sich verändernden gesellschaftlichen Umfeld. Es zählt deshalb zu ihrer vornehmsten Aufgabe, sich um die Harmonie zwischen Neuem und Altem, zwischen Fortschritt und Traditionspflege zu bemühen. Aus diesem Grund haben ihre Mitglieder am 19. April 2009 anlässlich des Jahrestreffens der Vereinigung in Seeheim ihr Selbstverständnis zu Wesen und Traditionen der Schleppjagd wie folgt definiert: I. Das Wesen der Schleppjagd liegt in der jagdlichen Gemeinschaft von Reitern und Pferden hinter Hunden, die mit großer Passion auf einer künstlichen „Schleppe“ jagen und am Ende der Jagd zur Belohnung Rinderpansen als Curée erhalten. II. Damit unterscheidet sich die Schleppjagd von anderen, so genannten jagdlichen Events zu Pferde, wie z.B. der Fuchsjagd oder Reitjagd ohne Hunde und auch vom Vielseitigkeitssport. Kerngedanke unserer „Jagd in Rot“ ist die möglichst naturgetreue Nachahmung der Hetzjagd mit Hunden auf Wild. Sprünge sind Bestandteile der Schleppjagd, aber nicht das tragende Element. Sie sind hinsichtlich ihrer Anzahl, Höhe und Integration in die Jagdstrecke so zu gestalten, dass sie von einem durchschnittlich erfahrenen Reiter und einem entsprechend trainierten Pferd zu bewältigen sind, dem Gedanken von horsemanship Rechnung tragen und sich in die natürliche Umgebung einpassen. Nicht die sportliche Herausforderung sondern das gemeinschaftliche Jagd-Erlebnis gibt der Schleppjagd ihr Gepräge. Die Hauptakteure der Schleppjagd sind die Hunde. Ihnen gebührt die größte Aufmerksamkeit, und das drückt sich unter anderem in dem Brauchtum der Schleppjagd aus. III. Das Brauchtum der Schleppjagd in Deutschland gründet auf eine Verschmelzung jahrhundertealter Traditionen des britischen Hunting, der französischen Chasse à Courre , der Hetzjagd an deutschen Höfen und von Symbolen der „grünen Jagd“. Man jagt auf englisch (schnelles Galoppieren „querfeldein“ und über Sprünge, hinter schnellen Hunden), gibt sich französisch (Jagdsignale, Zeremonie der Curée, Schabracken etc.) und ehrt die Reiter auf deutsch (der Bruch!). Hinzu kommt die typische Jagdkleidung des Reiters. Schleppen werden seit jeher zur Ausbildung der Hunde gelegt. Die Schleppjagd in Deutschland hat ihren Ursprung nicht erst im Wildjagdverbot von 1934 oder in der reiterlichen Ausbildung der preußischen Kavallerie. Sie grenzt sich vom britischen Hunting und der französischen Parforcejagd allein dadurch ab, dass die Hunde eine künstliche Fährte ausarbeiten, aber kein lebendes Wild jagen. Es entspricht dem Gebot des Respekts vor diesen Traditionen, dass die Teilnehmer einer Schleppjagd sich diesen Sitten und Gebräuchen anpassen und so einen Beitrag zur Bewahrung dieser Traditionen leisten. Disziplinfremdes Sattel- und Zaumzeug sind genauso wenig jagdtypisch wie Freizeitkleidung. Es ist Sache jedes Veranstalters und der Meuten die Teilnehmer hierauf vorab hinzuweisen. Jagdreiten ist mehr als Sport; es ist in Jahrhunderten gewachsene Kultur.
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