Ein Fest der Sinne bedarf prächtiger Kulisse, und was würde sich hierfür besser eignen als eine der bedeutendsten Barockanlagen Deutschlands, nämlich Schloss Schleissheim?
Wieder einmal wird das Pferd zum Mittelpunkt dieses grandiosen Ensembles höfischer Architektur und Gartenbaukunst des 17. und 18. Jahrhunderts.
Besucher kommen in Scharen. Ein weitläufiger Park voller Menschen, die sich an Pferden, Kutschen und mannigfachen Darbietungen erfreuen wollen.
Tonis einstige Idee – angedacht war ursprünglich Schloss Nymphenburg –, einige Schauschleppen in einen geeigneten, sprich höfischen Rahmen zu stellen, trug Früchte, wie sie kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Was für ein pittoreskes Bild! Höflinge, gravitätisch schreitend, flankieren Damen in ausladenden Reifröcken. Silberhelle Perücken vornehmer Herrschaften glänzen leuchtend hervor. Da sieht man schwer mit Brokat bestickte Staatsröcke, fahrende Scholaren in Wams und halblangen Kniehosen, keck das Barett schräg auf dem Haupt. Steht nicht dort drüben sogar ein leibhaftiger Hofrat? Ja doch, die breite Schärpe goldbestickt, den kurfürstlichen Hausorden als Dekor.
Wo eigentlich ist seine durchlauchtigste Gnaden, der Kurfürst? Hat ihn schon jemand an diesem schönen Tag leibhaftig zu Gesicht bekommen?
Kutschen aus längst vergangenen Zeiten, prächtig bespannt, durchmessen die Parkanlagen, und Damen in edlen Gewändern präsentieren ihre Barockpferde in spektakulärer Beizäumung. Zwei Jagdhornbläsergruppen beschallen das herrliche Areal von unterschiedlichen Standorten aus mit schmetternden Jagdsignalen.
Längs der dem Park zugewandten Schlossseite nimmt ein stattlicher Spielmannszug in historischer Livree Aufstellung . Nun werden sie bald einziehen, die Damen und Herren der Schleppjagd, denn klingendes Spiel setzt ein. Trommeln dröhnen und Fanfaren schmettern. Jawohl, da sind sie. Rote Röcke die Herren und in feinem Wittelsbacher Blau die Damen. Master und Equipage dirigieren die Meute an einen zentralen Punkt vor der Schlossfassade. Die Reiter bilden einen Halbkreis. Die Pferde spüren die Besonderheit des Augenblicks, einige tänzeln. Toni hebt mit kraftvollem Volumen an, richtet Gruß und erklärende Worte an das geneigte Publikum. Freudiger Applaus antwortet ihm.
Die Reiter ziehen zunächst von dannen. Sie werden sich formieren.
Die Besucher wollen sehen, was da auf sie zukommen wird, und eilen erwartungsvoll hinüber zur Allee. Dort stehen die Hindernisse.
Hörst du sie, hörst du sie? Die Hunde, ja, jetzt kommen sie! Die Vorfreude greift um sich.
Die Schleppenleger in kühner Manier voraus, und dann preschen die Hunde spurlaut, dem scent folgend, vorbei, Toni und die Seinen in gestrecktem Galopp hinterher. Jetzt aber die Sprünge. Mächtig setzen die Pferde drüber hinweg. Immer wieder hört man von Zusehenden: "Oh, Donnerwetter!"