Zwei Meuten jagen
rund um Schillingsfürst
Warum in die Ferne
schweifen?, dachte sich bestimmt das eine oder andere Mitglied des
SvBs, als es die Ankündigung zur Einladungsjagd der Familie Pflaum
aus Aichach gelesen hatte. Aber zum Glück leben manche noch nach dem
Motto: Reisen bildet! Und so machten sich doch rund 25 bayerische
Schleppjäger mit ihren Pferden auf den weiten Weg nach
Schillingsfürst! By the way: Für manche bedeutete das einen
Anfahrtsweg von gut und gerne 300 Kilometern und mehr. Wenn das
nicht Passion zu unserem Sport bedeutet!
Für diejenigen,
denen Schillingsfürst wenig sagt, sei erläutert, dass das
Barockschloss der Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst das
Wahrzeichen der Stadt Schillingsfürst darstellt. Es erhebt sich weit
sichtbar auf einem Bergsporn der Frankenhöhe und liegt inmitten des
schönen Naturparks. Heute wird das Schloss als fürstlicher Falkenhof
genützt und ist auf alle Fälle eine Reise wert!
Bereits zum 25. Mal
fand ebendort eine Schleppjagd statt. Toni Wiedemann, der Präsident
des Schleppjagdvereins von Bayern, erinnert sich gerne daran, dass
die SvBler die erste Meute zur ersten Jagd mitgebracht haben! So sei
es nur ein logischer Zirkelschluss, dass nun die Bayern zusammen mit
der Frankenmeute dieses Jubiläum bestreiten.
Die Jagdherrschaft
hatte die Familie Pflaum übernommen, oder vielmehr hatte sich
Alessandra Pflaum, die in der Equipage der FM mit reitet, eine Jagd
zu ihrem 18. Geburtstag gewünscht. Und nicht Anlass und Ehre genug,
machte man eben aufgrund des Jubiläums kurzerhand eine 2-Meutejagd
daraus und lud die Meute des Schleppjagdvereins von Bayern mit dazu,
was bestimmt auch der Tatsache geschuldet ist, dass Angelika Pflaum
und Alessandra Mitglied des SvBs und der FM sind. Angelika bekam
auch prompt einen wunderschönen Blumenstrauß in den Vereinsfarben
blau und gelb überreicht.
Angekündigt waren
für den 6. Oktober 2019 sieben Schleppen der mittleren Anforderung
mit etwa zehn umreitbaren Sprüngen auf 18 Kilometern. Alles wirklich
sehr gefällig aufgebaut für routinierte, aber auch weniger
risikofreudige Schleppjäger. Das stellte auch das Motto von Angelika
Pflaum, der Mutter von Alessandra, dar, die leider wegen eines
tragischen Unglücksfalles ihres Jagdpferdes selber nicht mit
reiten konnte: Jeder kann, niemand muss!
Zum Stell-dich-ein
– zu ungewohnt früher Zeit um 10 Uhr – traf man sich und wurde
herzlich und wirklich reichlich bewirtet, was natürlich für
diejenigen, die zu nachtschlafender Zeit von daheim losgefahren
waren, sehr begrüßt wurde. Einführende Worte des Präsidenten der
Frankenmeute, Armin Kirchdorfer,
von unserem
Toni Wiedemann für den SvB
und von
Angelika Pflaum mit ihrer Tochter stimmten auf die Jagd ein, alles
stilvoll umrahmt von zwei Jagdhornbläsergruppen: die Schanzer
Parforce Ingolstadt und die Reiterlichen Jagdhornbläser München.
Alleine der Anstieg
zum Schloss über alte Pflastersteine, dann der Ritt über die
steinerne Grabenbrücke zum Burghof war ein Erlebnis für 50 Pferde
und ihre Reiter der beiden Schleppjagdvereine.
Fast schon
unheimlich wurden sie rechts und links flankiert von kleineren
Greifvögeln wie Falken, Milane und Bussarde, die neugierig den
vorüberreitenden Jägerzug beäugten, während sich, sollte sich der
Reiterblick nach unten in den Burggraben verirren, dort Adler, Geier
und andere große Vögel vor Aufregung über die ungewohnten Geräusche
der Pferdehufe aufplusterten und sich in ihrer ganzen
Flügelspannweite munter streckten. Automatisch fühlte man sich in
eine andere Zeit versetzt.
Nach der Begrüßung
der Reiter und Zuschauer durch den Bürgermeister von Schillingsfürst
im Ehrenhof des Schlosses, fand auch die spannend erwartete
Zusammenführung der beiden Meuten statt; fast schon unspektakulär
begrüßten sich die geschätzt 45 Hunde aus Foxhounds des SvBs und den
Beagels der Frankenmeute. Ein herrlicher Anblick!
Und immer wieder erschollen die klangvollen Hörner der beiden Jagdhornbläsergruppen.
Dann endlich wurde
zum ersehnten Aufbruch geblasen, und die ganze Jagdgesellschaft
konnte gutgelaunt und voller Vorfreude losziehen.
Leider passte sich
das Wetter bald der Jahreszeit an, so dass es leicht unwirtlich
wurde. Doch wer lässt sich denn schon von so etwas wie einem Wetter
beeindrucken! Somit war die Jagd schnell, die Hunde liefen treu und
spurlaut – die Beagle hinter den Trittsignalen, die Foxhounds hinter
ihrer bekannten Geruchsspur, dass es eine wahre Freude war.
Manchmal
entwickelten die Hunde eine gewisse Eigendynamik und beschlossen,
vor dem Zeichen der Equipage durchzustarten, was ein leichtes Chaos
innerhalb der Equipagenmitgliedern verursachte, aber schnell lief
wieder alles kontrolliert von statten.
Das Gelände zeigte
sich hügelig mit langen Wiesenpassagen, dazwischen freundlich
aufgebaut, der eine oder andere breite, schön geschmückte
Jagdsprung, der eine durchaus sportliche Höhe hatte. Perfekt konnte
die geführte Zuschauerkolone die Jagd mitverfolgen.
Das Wetter regnete
sich leider ein, so dass die Pause kürzer als geplant war, um ein
Auskühlen der Tiere zu vermeiden. Noch drei anspruchsvolle Schleppen
mit großartigen Galoppaden – dann war es leider auch schon vorbei.
Nach dem Halali auf
einem Hügel vor Schillingsfürst ritt die Jagdgesellschaft wieder
zurück zum Marktplatz. Dort wurden zuerst die Jagdknöpfe beider
Meuten verteilt, anschließend ging Angelika Pflaum noch mit sehr
hübschen, herbstlichen Brüchen durch die Reihen der Reiter und
wünschte das Waidmannsheil, dem ein glückliches Waidmannsdank
entgegnet wurde.
Im
herbstlichen Wetter erklangen auf dem Schillingsfürster Marktplatz
zum letzten Mal die Hörner – und ein Dreifaches „Horrido“ der Reiter
auf die Veranstalter, die Hunde und die Pferde!
Nach dem
wohlverdienten Curée für die Hunde und dem Versorgen der Pferde
trafen sich alle Beteiligten noch einmal zu einem gemütlichen
Beisammensein, um sich mit Kaffee und Kuchen und einem Eintopf
wieder aufzuwärmen, bevor sie sich auf den Heimweg machten, erfüllt
von tollen Ereignissen und Eindrücken einer – zum Teil – langen
Reise.
CR
Hier noch Fotos zur
Jagd.
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