Noch viel mehr schöne
Fotos wie die folgenden gibt es unter
https://www.foto-production.shop/9745611?l=de
Passwort: Gundelsdorf2020
Auf der Jagd mit
den Glorreichen Sieben!
Corona bringt so
manchen Veranstaltungskalender durcheinander oder gar zum Erliegen.
So mussten die Pferdefreunde Schwandorf e.V. in Büchelkühn in diesem
Jahr 2020 leider ihre berühmt-berüchtigte Schleppjagd absagen, weil
die Corona-Konzept-Vorgaben an Ort und Stelle manchmal einfach nicht
umzusetzen sind.
Ganz spontan
haben sich Edith Klein-Schießl und ihr Mann Franz Kleinfelder dazu
entschlossen, die Jagdherrschaft über diese Jagd zu übernehmen und
sie am Kennel durchzuführen. Das Kennelgelände hat alles zu bieten,
was es zu einer schönen Schleppjagd braucht, warum also in die Ferne
schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
Edith und Franzl
gehören – zusammen mit den Girgs und den Skardays – bestimmt zu den
umtriebigsten Reitern, die der SvB hat. Deutschlandweit gehen sie
auf die Jagd, oftmals Samstag dort und Sonntag an einem anderen Ort,
sind überall bekannt und bei allen Meuten gleichermaßen beliebt (was
nicht nur auf den feinen Pähler Doppel-Nusslikör zurückzuführen ist,
den Sylvia irgendwie immer bei sich hat).
Und weil just
das Datum der übernommenen Schleppjagd auf den ersten Geburtstag des
Sohnes von Nicki und Michi fiel, und weil der kleine Philipp
bestimmt das jüngste Mitglied des SvBs ist – mit der
Nachwuchsgewinnung kann nicht früh genug begonnen werden, haben sich
die sogenannten „Glorreichen 7“ dazu entschlossen, quasi als
Großfamilie eine Geburtstagsjagd für den Junior auszurichten.
Die ganze Nacht
über bis zum Morgen der Jagd hatte es leider intensiv geregnet. Und
da die Böden aufgrund der herbstlichen Jahreszeit die ganze
Feuchtigkeit gar nicht mehr aufnehmen konnten, sammelte sich das
Regenwasser auf den Wiesen und den Wegen. Aber, als wäre es geplant
gewesen, schaute ab kurz vor elf Uhr die Sonne raus, und es sollte
ein wunderbarer Herbsttag werden.
Trotz des
bisherigen Wetters standen am Samstag, 24. Oktober 2020, 34
Reiterinnen und Reiter mit ihren Pferden bereit, mit den
„Glorreichen 7“ zu reiten. Und weil die „Glorreichen 7“ – dazu
gehören eben Sylvia Girg, Nicki und Michael Girg, Daniela und
Michael Skarday und Edith Klein-Schießl und Franz Kleinfelder – auch
bei anderen Meuten gute Reiter-Freunde haben, war es nicht
verwunderlich, dass neben zahlreichen SvBlern auch Vertreter der
Frankenmeute und der Badischen Dragoner Meute im Kennel eintrafen.
Mit den Franken kam zudem das Frankenmeuten-Urgestein Benno Fischer,
der Ende August seinen 80. Geburtstag feiern durfte und immer noch
aktiv mitreitet! Wir gratulieren noch einmal im Namen des
Schleppjagdvereins von Bayern ganz herzlich und ziehen vor Ehrfurcht
unseren Hut!
Als man sich zum
Eintragen ins Jagdbuch traf, begrüßte die gesamte siebenköpfige
Jagdherrschaft die Reiter sehr herzlich, überreichte einen
Erinnerungsknopf mit der Aufschrift: „Die glorreichen 7, 24.10.2020,
1. Geburtstag von Philipp, Schleppjagdverein von Bayern“ an jeden
Teilnehmer und lud wahlweise zu Sekt, Kaffee, Kürbiscremesuppe und
Leberkäse ein – alles selbstredend unter corona-konformen
Bedingungen. Zu der Musik der Jagdhornbläser „Anjagd“
hielt Toni
Wiedemann, Präsident des SvBs, eine kleine Ansprache,
Franzl
Kleinfelder übernahm sehr gerührt die Begrüßung für die
Jagdherrschaft. Anschließend folgte der obligatorische Jagdruf: „Auf
die Hunde! Auf die Pferde! Auf Jagdreiten in Bayern mit dem
Schleppjagdverein von Bayern! Ein kräftiges, ein dreifaches
Horrido!“
Dann war es Zeit
zum Herrichten und Satteln der Pferde.
Bei sonnigem Stelldichein um
13 Uhr, nachdem Master Sissi Veit-Wiedemann und die Equipage mit 16
Koppeln Foxhounds eingetroffen waren,
gab es noch einen Bügeltrunk,
diesmal von Sylvia Girg in kleinen Fläschchen überreicht. Erneut der
Jagdruf – und los ging es!
Nun zum
Eigentlichen: der Jagd!
Angekündigt
waren acht Schleppen mit etwa 20 Sprüngen. Also doch eine ganze
Menge geballter Sportlichkeit! Und das bei sehr anspruchsvollem
Boden.
Der Start führte
rechts weg vom Kennel, erst im Schritt, dann im Trab zum Aufwärmen
von Pferden und Reitern. Die Schleppenlegerin Diana trennte sich
schließlich von der Equipage und galoppierte mit großen Sprüngen weg
vom Jagdfeld über ein großes Wiesenfeld und verschwand hinter noch
stehengelassenen Maisfeldern. Als Sissi den Foxhounds das Kommando
zum Suchen der Spur gab, hatten sie auch schon den Scent in der Nase
und rannten mit lautem Geläut los. Hinterher die Equipage, daran
folgte dicht das Jagdfeld. Der Boden war tief und leicht schmierig,
so dass die Pferde verhaltener als sonst liefen, was auch gut war,
denn sonst hätten sie die bald kommende 90-Grad-Kurve vielleicht
nicht getroffen. In diesem Fall bietet es sich an, auch mal „zu
Einem“ zu reiten, wenn die Wege zu eng werden oder die Schleppe eben
in einem scharfen Winkel weiter geht. Noch ein Stück, dann lag ein
kleiner Teich vor ihnen, in dem sich bereits die Hunde amüsierten.
Nach einer
Schrittpause, die vorbei an der von Toni geführten Autokolonne
führte und an den Bläsern der Anjagd, die auf ihren Hörnern eine
festlich anmutende Jagdfanfare spielten, trennte sich wiederum die
Equipage vom Jagdfeld.
Die
Schleppenlegerin galoppierte los, machte ein paar Haken – und war
außer Sicht. Die sechsköpfige Feldführung führte die Reiter an ein
Wiesenstück und ließ alle in eine Richtung ausrichten. Es dauerte
nicht lange, da hörte man das helle Geläut der Hunde, die die Spur
aufgenommen hatten und dieser freudig folgten. Dann sah man die
Tiere, die spurlaut und schnell dem Scent nachjagten. Ganz
offensichtlich war es genau ihr Wetter! Das Jagdfeld schloss sich
an, über die Waldrandpassage – dort über drei Sprünge – dann den
versetzten Baumstamm und schließlich den Weg hinauf. Die Reiter
hatten begriffen, dass sie insbesondere in Wegkrümmungen ihr Tempo
deutlich drosseln mussten, weil das Geläuf gerade in den Feldecken
alles andere als griffig war.
Die dritte
Schleppe führte über die Baumstammwiese,
vorher
noch zwei dekorativ aufgebaute Bürsten, alles sehr diszipliniert und
ohne Unterbrechungen von allen gemeistert. Am Rande konnte wieder
die Autokolonne mit den Zuschauern die bunte Jägerschar aus nächster
Nähe beobachten und den Anblick aus roten, blauen und grünen
Jagdröcken genießen. Und die Jagdhornbläser begleiteten die Jagd
durch ihre Fanfaren bei jeder Schleppe.
Darauf ging es
in Richtung Obstbaumwiese und durch den Springgarten. Wieder war die
Streckenführung so angelegt, dass das Jagdfeld zunächst genau
zusehen konnte, wie die sehr engagierten Foxhounds am Waldrand
entlang dem Scent hinterherjagten, durch die Sprünge und weiter die
langen Wiesenstreifen entlang schossen, immer mit den Nasen am
Boden. Für die Reiter bedeutete das, über maximal fünf Sprünge
springen zu können, beobachtet von den oberhalb wartenden
Zuschauern, die eifrig alles im Bild zur Erinnerung festhielten.
Danach führte
Sissi das Jagdfeld hinüber zum Daxberg auf die leicht
hügeligen, langgezogenen Wiesenflächen. Dort folgte noch eine sehr
lange Schleppe, hauptsächlich bergab, dann wieder bergauf –
unterbrochen durch vier passend in die Landschaft gebaute Sprünge,
die insgesamt gesehen durchaus ein gewisses reiterliches Können
voraussetzten.
Schließlich war
es Zeit für den Stopp, bei dem sich Hunde und Pferde erholen und die
Reiter durch Getränke stärken konnten. Mancher begeisterte Zuschauer
berichtete bei der Gelegenheit vom Gänsehaut-Gefühl, ausgelöst durch
den Anblick der bunten Jagdgesellschaft und dem glockenklaren Geläut
der Hunde,
und dass man manchmal den Wunsch hätte, den eben
gesehenen „Film“ der Jagd in Rot gerne zurückdrehen zu wollen, „weil´s
so schön war!“ Gibt es ein schöneres Kompliment?
Die fünfte
Schleppe war auch wieder gezeichnet durch sehr nasse Wiesen. Wer
sich allerdings dicht am Waldrand hielt, konnte gefahrlos gut reiten
und springen. Ein Sprung war direkt neben den wartenden Autos
aufgebaut, so dass die Zuschauer nicht nur die Hunde, sondern auch
die Reiter quasi zum Anfassen neben sich hatten!
Die vorletzte
Schleppe war für Pferde und Reiter noch einmal anstrengend und
erforderte höchste Konzentration, war die Wegführung doch sehr
sportlich mit einem Bergaufsprung im Hang, dann über eine Kuppe
steil nach unten und wieder rauf, abschließend mit drei bereits
bekannten Bürstensprüngen im Bogen.
Nach einer
längeren Schrittstrecke ging es wieder zurück über die Staatsstraße.
Dort wurde die letzte Schleppe angelegt. Diese führte in Richtung
des Kennelgeländes, auf eigentlich festen Wegen doch wegen etlicher
tiefer Pfützen idealerweise schräg versetzt und mit genügend Abstand
zu reiten. Kurz vor Ende war noch ein Bürstensprung, der sogenannte
Halali-Sprung, aufgebaut, der bedauerlicherweise einen Reiter noch
dermaßen in Sattelnot brachte, dass er sich – zugegebenermaßen nicht
ganz freiwillig – kurzfristig von seinem Pferd trennte. Reiter und
Pferd landeten mehr oder weniger in den Armen der Fotografen, so
dass frei nach der Devise: Aufstehen, Krönchen richten, Aufsteigen
und weiter reiten – außer etwas Erde am Sakko – zum Glück nichts
weiter geschehen war.
Nach einem
allgemein freudigen Halali und dem Dank an die Jagdherren und -damen
ging es zum Ausgangspunkt zurück. Dort erfolgte die Aufstellung im
Halbkreis. Nach dem Jagdruf auf die Hunde und die Jagdherren gab es
das Curée, das diesmal VOR der Kennelanlage stattfand.
Auch saßen
zum Dank an die Hunde alle NICHT ab, sondern warteten auf ihren
Pferden, bis die Hunde fertig waren.
Man wollte damit einer
vermeidbaren Nähe und somit Ansteckungsgefahr vorbeugen.
Zwischendurch bliesen die Jagdhornbläser jagdliche Fanfaren, die das
Ende dieser schönen Jagd besiegelten.
Anschließend
ging es ans Versorgen der Pferde und zum zumindest groben
Saubermachen der Kleidung. Manche Reiter sahen merkwürdigerweise so
aus, als hätten sie die Jagd eher unter als auf dem Pferd verbracht,
was wahrscheinlich mit zu wenig Abstand zum Vordermann zu tun haben
könnte.
Die Jagdherrschaft,
vertreten durch Edith, verteilte die liebevoll gebundenen,
wunderschönen Brüche, Sissi als Master und Huntslady verlieh mit dem
„Waidmannsheil“ den Reitern die Jagdknöpfe.
Im Anschluss daran gab
es noch ein feines Mahl, bei dem die Reiter und die Zuschauer ihre
Eindrücke und Erlebnisse austauschen konnten.
Als Fazit kann
man zusammenfassen, dass diese doch relativ spontane Jagd dank der
Hilfe vieler Mitwirkenden im Hintergrund rundherum gelungen war.
Jagdreiten oder die Jagd in Rot ganz allgemein bedeutet zum einen
sicher Geselligkeit, denn man reitet im Pulk mit anderen nach
bestimmten Regeln. Dann gehört aber auch ein besonderes Naturerleben
gepaart mit sportlicher Herausforderung dazu.
In diesem
Fall handelte es sich um die beachtliche Anzahl von insgesamt 24
schön geschmückten Sprüngen, die umritten werden konnten, so dass
jeder auf seine Kosten kommen konnte.
Der SvB hat
gezeigt, dass er die Möglichkeit hat, innerhalb kürzester Zeit eine
Jagdstrecke bereitzustellen, bei der die Vorzüge des Geländes rund
um den Kennel voll ausgenützt werden können.
Die Foxhounds
liefen durchweg voll konzentriert auf der Schleppe, sie ließen sich
durch nichts ablenken, es gab kein Überschießen oder Irritationen
durch Wild o. ä. Von Anfang bis Ende der Jagd zeigten sie sich so,
wie man es sich wünscht: spurtreu und spurlaut.
Und durch eine
kluge, ausgeklügelte Ausarbeitung der Jagdstrecke, die Sissi
beherrscht, wie keine andere, wird bewiesen, dass Jagdreiten hinter
der Meute bedeutet, dass auch das Jagdfeld die Hundearbeit zu
Gesicht bekommen, die Hunde bei der Arbeit sehen und deren Passion
erleben kann, so dass es wirklich zu einem „Reiten zu den Hunden“
wird.
Ausblick:
Liebe
„Glorreiche 7“, es hat uns sehr viel Spaß gemacht, Eurer Einladung
gefolgt zu sein! Und zum Glück hat der gleichnamige Western weitere
drei Teile: „Die Rückkehr der glorreichen Sieben“, „Die Rache der
glorreichen Sieben“ und „Der Todesritt der glorreichen Sieben.“ So
sind wir auf die nächste Jagd in absehbarer Zeit gespannt, um wieder
gemeinsam mit Euch unserer Passion nachgehen zu können.
CR
|