Endlich wieder!
Schleppjagd in
Rennertshofen
Das erste
Oktober-Wochenende 2020 stand für den Schleppjagdverein von Bayern
ganz im Zeichen der Schleppjagd. So reisten ein paar Mitglieder des
SvBs direkt von Laichingen auf der Schwäbischen Alb weiter nach
Rennertshofen in den schönen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen
(Oberbayern) zur Familie Schreiber, viele andere kamen an diesem Tag
erst dazu. Denn: Für Sonntag, den 4. Oktober 2020, hatten Alexander
Stolte und Franz Vogt zu ihrer Geburtstagsjagd eingeladen. Zusammen
gezählt waren sie 110 Jahre alt geworden, ein doppelter Grund zum
Feiern!
Denn Rennertshofen ist
einschlägig bekannt! Ebendort finden schon seit 1972 traditionell
Schleppjagden statt, wie Toni Wiedemann bei seiner Begrüßungsrede
räsonierte. Anfangs war es die Cappenberger Meute; ab 1982 startete
das Bayernpack der Cappenberger zum ersten Mal unter der Führung von
Toni Bauer und Toni Wiedemann. Von da an gab es fast regelmäßig
Herbstjagden im Abstand von zwei Jahren – zuerst mit dem Bayernpack,
ab 1989 dann mit der Meute des Schleppjagdvereins von Bayern.
Anfangs beteiligte sich der in Rennertshofen beheimatete Reitverein
noch an den Jagden. Aber als von dieser Seite das Interesse
nachließ, veranstaltete die Großfamilie Schreiber mit den drei
Töchtern Belinda, Corinna und Silke, deren Ehemännern mit Kindern
sowie weiteren Freunden die Schleppjagd ohne weitere Unterstützung.
2012 konnte Helmut Schreiber sogar das Jubiläum: „40 Jahre Meutejagd
um Rennertshofen“ feiern. Zwei Jahre später veranstaltete Helmut die
vorerst letzte Jagd. Auch damals übernahm der Hausherr als
langjähriges Mitglied der Equipage des SvBs selbst die Feldführung.
Die Schleppjagd in Rennertshofen war mit
durchschnittlich 60 Reitern schon immer gut besucht und hat bis
heute den Ruf, „nicht ganz leicht“ zu sein.
Zum Ort des Geschehens:
Der Markt Rennertshofen zwischen Donauwörth und Neuburg an der Donau
ist die älteste Marktgemeinde des Landkreises am Südrand der
Fränkischen Alb und liegt mitten in einem uralten Siedlungsgebiet am
Beginn des Urdonautales. Das Gelände zeigt sich bereits beim
Hinfahren als hügelig und steinig, irgendwie eine Mischung aus
Laichingen und Harburg.
Auch dieses Mal war das
Zentrum und der Ausgangspunkt der Jagd die Gärtnerei Schreiber,
deren Inhaber Helmut Schreiber zu einer Institution in der Welt der
Schleppjagden zählt. Zum gut organisierten Empfang und Eintragen ins
Jagdbuch traf man sich im sogenannten Glashaus der Gärtnerei –
selbstredend unter Berücksichtigung der corona-konformen AHA-Regeln
mit Maske und Abstand.
Dort gab es neben Sekt
und Kaffee eine fürstliche Bewirtung mit Weißwürsten und Brezen und
verschieden belegten Häppchen vom Aufstrich bis zum Lachs – und
natürlich genügend Zeit, um gemeinsam fachzusimpeln. Überall
wuselten freundliche Helfer herum, räumten auf und ab, versorgten
die Jagdgäste und sorgten für ein ansprechendes Ambiente inmitten
der gepflegten Gärtnerei.
Reich gestärkt und nach
munteren Ansprachen der beiden Jagdherren Alexander Stolte –
verheiratet mit Belinda
geb. Schreiber – und Franz Vogt, begleitet von klangvollen
Jagdsignalen der Bläsergruppe Freischütz Schwaben,
und von Toni
Wiedemann, unserem Präsidenten, begaben sich dann die fast 70
Reiterinnen und Reiter zu ihren Pferden, um pünktlich um 13 Uhr zum
Stelldichein auf der Pferdekoppel bereit zu stehen.
Zu erwarten war ein
anspruchsvolles Gelände mit etwa 15 massiven, naturnahen Sprüngen,
verteilt auf sieben Schleppen, darunter ein paar Canter Passagen,
und ca. 18 Kilometern.
Sissi Veit-Wiedemann,
Master und die Herrin der Hundemeute, hatte 17,5 Koppeln in den
Transporter geladen, darunter ein paar junge Foxhounds aus dem
letzten Jahr, die sich in dem Gelände bewähren durften – und dies
auch taten.
Und so verließ die bunte
Schleppjägerschar mit den Hunden nach dem gemeinsamen Jagdruf: „Auf
die Hunde, auf die Pferde, auf Jagdreiten in Bayern“ bei schönstem
sonnigen Herbstwetter Rennertshofen in Richtung Natur. Die
Zuschauerkolonne folgte in ihren Autos auf dem Fuß und wartete im
Laufe der Jagd immer wieder an Sprungstellen und Aussichtspunkten
auf die Jagdreiter, um indirekt am Jagdgeschehen teilzunehmen.
Geritten wurde in zwei Feldern, ganz am Schluss fuhr ein
Sicherheitsfahrzeug.
Das Geläuf erwies sich
als sehr vielfältig mit guten Bodenverhältnissen, so dass die
Foxhounds sicher, schnell, spurtreu und nahezu fehlerfrei der
gelegten Fährte nachjagen konnten. Von weithin konnte das Jagdfeld
dem wunderbaren hellen Geläut der Hunde folgen.
Und am Ende jeder
Schleppe, und oft auch zwischendurch, blies die Bläsergruppe
Freischütz Schwaben Jagdsignale, die eine Schleppjagd so
unvergleichlich herzergreifend machen. Die Schleppe war hin und
wieder sehr trickreich gelegt, so dass die Hunde wirklich arbeiten
mussten, um das Jagdfeld in die richtige Richtung zu führen. Die
durchaus ambitionierte Strecke führte durch das weitläufige Gelände,
mal flach und auf Wiesenwegen, mal sehr kurvig über Auf- und
Abhänge, mal über sehr steinigen Untergrund, dann wieder
galoppierten die Reiter lange Passagen bergab. Auf alle Fälle
erforderte das Gelände einen guten und ausbalancierten Sitz von den
Reitern, aber ebenso trittsichere, mitdenkende Pferde.
Zwischendurch waren immer
wieder breit aufgebaute Sprünge zu überwinden, die entweder extra
hingestellt worden waren, oder aber aus bereits vorhandenen
Baumstämmen bestanden. Sehr schön war auch die Idee, jeweils eine
Seite der Sprünge auf ein niedrigeres Ponymaß zu setzen, denn allein
durch die Schreiber-Enkelkinder ritten doch zahlreiche Ponykinder
mit.
Man merkte, dass
diejenigen, die die Jagdstrecke zusammengestellt hatten, das mit
viel Jagd-Erfahrung und einem gewissen Anspruch an Reiter, Pferde
und Hunde gemacht haben.
Ein schönes Highlight war
auch der Ort, an dem die Pause stattfand: Im Schutz des Hofes der
Familie Geißler konnte ungestört Rast
gemacht werden, wo wiederum Getränke gereicht und ein kleiner Imbiss
verteilt wurde. Zum Ende des Zwischenstopps hin bedankten sich die
Jagdherren für das Zur-Verfügungstellen des Geländes und
überreichten einen herrlichen herbstlichen Blumenstrauß.
Viel zu schnell fand die
Jagd ein Ende! Einerseits zehrte die Anstrengung an der Kondition
mancher Pferde und Reiter, andererseits empfindet man eine gewisse
Wehmut, wenn man merkt, dass etwas, was Freude bereitet, zum
Abschluss kommt.
Die letzte Schleppe vor
dem Halali endete an den „Mauerner Höhlen“, auch „Weinberghöhlen“
genannt, wo sich noch einmal zufällig anwesende Wanderer über den
bunten Anblick der Jagdgemeinde freuten. Dort gab es noch einen
etwas tückischen, nicht ganz leichten Bergabsprung, der tatsächlich
noch einigen wenigen Reitern zum Verhängnis wurde und für
Bodenkontakt sorgte. Aber kein Grund, sich zu grämen: Aufstehen,
aufsitzen und sich über eine sensationelle Jagd freuen, lautet die
Devise. Dann zuletzt das freudige Halali!
Danach ging es flott zum
Ausgangsort zurück, wo die Zuschauer und die Bläser bereits auf die
Schleppjäger warteten.
„Ein dreifaches
Horrido! Auf die Hunde, auf die Pferde!“, beendete endgültig die
Rennertshofer Jagd 2020. Die Hunde erhielten zum Dank für ihre
hervorragende Arbeit das Curée, während die Reiter glückselig von
ihren Pferden stiegen. Die Jagdherren Alex und Franz verteilten die
Brüche mit Eichenlaub gebunden, Sissi die Jagdknöpfe.
Nach dem Versorgen der
Pferde traf man sich erneut in der Gärtnerei, wo die Reiter wiederum
eine tolle Bewirtung erwartete. Dort konnte man sich beim Jagdessen
und dem gemütlichen Ausklang noch einmal gemeinsam über die wirklich
gelungene Jagd freuen und hoffen, dass es nach diesem großen Erfolg
bald ein Wiedersehen an gleicher Stelle geben wird!
Und wer sich am kommenden
Wochenende nicht auf Herrenchiemsee zur Inseljagd einfinden kann,
wird bestimmt auf die Harburg an der Romantischen Straße am 18.
Oktober kommen, wo der Vize des SvBs, Robert Guggenberger, und seine
Andrea zur Schleppjagd laden!
CR
P.S.: Vor, während und
nach der Schleppjagd in Rennertshofen war der Bayerische Rundfunk
anwesend, hat mitgefilmt, interviewt und eine Drohne mitfliegen
lassen. Interessierte werden natürlich über die Ausstrahlung des
Beitrages informiert werden!
Erste Bilder von einem fantastischen Jagdtag.
Unter
www.RK-Fotografie.de gibt
es in Kürze viel mehr wunderbare Eindrücke und Erinnerungen.
Und hier noch Bilder von Kathrin
Haselbauer
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