Das Steindl im
Schuh
Eine wahre!
Geschichte aus der Jagdreiterei
Es war am 19.
Oktober letzten Jahres, und die Schleppjagd in Schwaiganger stand
an. Diese herrliche Jagd in tollem Gelände und mit perfektem
Hindernisaufbau sowie Organisation wollte ich unbedingt mitreiten.
Ich hatte mir
nach Pensionierung meines treuen Schimmels einen neuen Iren gekauft,
und es war zudem unsere erste Jagdsaison. Weil ich am
darauffolgenden Wochenende in Schwandorf das Feld führen sollte, war
mit Anette Wyrwoll vereinbart, dass ich zur Probe in einer Schleppe
vorneweg reiten durfte, um auszuprobieren, wie mein „Neuer“ vorne
geht.
Doch zurück zum
Steinderl:
Die lange
Anfahrt mit Start mitten in der Nacht hab ich – weil ich es hasse,
in gelben langen Unterhosen zu reisen, in voller Montur angetreten
und deshalb auch zu Hause meine Jagdstiefel angezogen (schöne
schwarze, Maß gefertigt und wie es sich gehört mit brauner Stulpe).
2,5 Stunden mit
dem Hänger, Gott sei Dank in Begleitung meiner lieben Christina
(schläft beim Autofahren).
Nach der Ankunft
in Schwaiganger Begrüßung der Freunde, Stärkung mit Weißwürsten,
Capgeld entrichten, und dann Satteln und Trensen und Aufstellung
nehmen, Begrüßung durch die Jagdherrschaft und Segen von Pater
Tassilo.
Bis dahin ging
alles gut, das Pferd war freudig (an)gespannt, ich auch.
Die erste
Schleppe ein Traum, guter Boden, gutes Tempo und freundliche
Mitstreiter.
Am Ende der
Schleppe aber ein komisches Gefühl im linken Stiefel, genauer gesagt
am äußeren Fußrücken. Da drückt etwas, nur ein bisschen, nicht
weiter schlimm. Wird wohl ein kleiner reingefallener Dreckklumpen
sein, den mir einer der Vordermänner verehrt hat.
Egal, wird
ignoriert, zumal ja jetzt „meine“ Feldführung ansteht.
Der überaus
freundliche und sehr kompetente Dieter hat mich dann auf der zweiten
Schleppe nach vorne gewinkt und mir großzügig die Feldführung
überlassen. Das ging auch alles sehr gut, mein Pferd war mutig und
hat so getan, als wäre schon immer vorweg gegangen – nur das Steindl
hat sich immer mehr bemerkbar gemacht, es hat jetzt schon richtig
weh getan.
Ausweichversuche
mit dem Fuß im Stiefel oder Entlastungsversuche haben nicht
geholfen.
Und so hat sich
das die gesamte Jagd über hingezogen, ja es wurde eigentlich immer
schlimmer; aber Jagdreiter sind ja keine Weicheier und zudem
geduldig!?!
Nach dem Halali
und der Curee Versorgung des Pferdes und (hinkend) Eintreffen im
Tanzhaus.
Aus dem Stiefel
komme ich ohne meinen Spezialstiefelknecht nicht heraus, und Schuhe
zum wechseln hab ich auch keine dabei. Also zurück zum Gespann
gehumpelt (jetzt schon mit heftigen Flüchen auf der Zunge) und
nochmal 2,5 Stunden Heimfahrt.
Zu Hause Pferd
abladen, Hänger und Sattelzeug reinigen und endlich, endlich der
Griff zum Stiefelknecht:
Unter ekligen
Schmerzen und begleitet von einigen deftigen Flüchen hab ich mich
von meinen Stiefeln getrennt und finde auf dem linken Fußrücken in
eine blutige Socke gebohrt:
einen
goldfarbigen metallenen Burberry-Knopf, der mit der Öse nach unten
sich in meinem Fuß verankert hat!
Meiner ist das
nicht, ich bin absolut frei von Burberry-Accessoires.
Also, wie kommt
dieser Knopf in meinen Reitstiefel????
Ich hab ihn
aufgehoben, den Knopf.
Der Verlierer
kann ihn gegen eine Flasche Schampus wiederhaben.
Dr. B.
Schleicher
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