Hier erste Bilder von Roland Kretschmar
als Vorgeschmack auf viel schöne Erinnerungen an eine sportliche Jagd. Mehr
unter www.RK-Fotografie.de
Sonne, schnelle
Hunde, ein geniales Gelände und eine mittelalterliche Burg:
Schleppjagd 2021 auf der Harburg
Schon wieder ist
ein Jahr ins Land gezogen, ein Jahr, das vor allem von der Pandemie
geprägt war. In 2020 hat es die Stadt Harburg dankenswerter Weise
verantwortet, dass der Schleppjagdverein von Bayern und seine
Mitglieder und Freunde noch kurz vor dem Lockdown diese wunderbare
Jagd auf der Harburg durchführen konnten, damals schon unter
Einhaltung strenger Corona-Regeln. In diesem Jahr galt es immer
noch, das Ereignis den 3-G-Regeln zu unterwerfen, aber in der
Zwischenzeit haben sich alle an gewisse Einschränkungen gewöhnt, so
dass allein die Freude über diese Schleppjagd zählte.
Zur Verortung für
diejenigen, denen Schloss Harburg wenig sagt: Wer auf den
Bundesstraßen B2 und B25 auf der Romantischen Straße von Augsburg
über Donauwörth in Richtung Würzburg fährt, kommt direkt an ihr
vorbei und sieht sie mächtig thronen, die mittelalterliche
Burganlage Harburg.
Bereits 1150 wird
die Harburg in den Chroniken urkundlich erwähnt und gilt damit zu
den ältesten und am besten erhaltenen Burganlagen im süddeutschen
Raum. Sie durchlebte eine bewegte Geschichte mit Verpfändung,
baulichen Veränderungen etc., bis 2000 die Gemeinnützige Fürst zu
Oettingen-Wallerstein Kulturstiftung die Verantwortung über das
Gemäuer übernahm, um die Anlage für die Zukunft zu erhalten.
Vor 22 Jahren fand
die erste Schleppjagd auf Schloss Harburg statt. Und seit nunmehr 12
Jahren übernimmt Robert Guggenberger, der Vize-Präsident des SvBs,
die Jagdherrschaft; als Schirmherr steht S. D. Moritz Fürst zu
Oettingen-Wallerstein hinter dieser Schleppjagd. Seit über 30
Generationen zählt das Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein zum
ältesten, noch bestehenden Hochadel Europas und ist immer schon
wirtschaftlich und kulturell eng mit dem Donau-Ries verbunden
gewesen.
So lud am Sonntag,
den 24. Oktober 2021, Robert Guggenberger zur Jagd auf und um die
historische Schlossanlage „Harburg“ ein. Das Wetter war
herbstlich-kühl, aber sonnig und trocken, die Wälder erstrahlten in
ihrem prächtigsten Herbstgewand, optimale Voraussetzungen für Reiter
und Bildsüchtige.
Es waren rund 30
Reiterinnen und Reiter angereist; für die einen war es das erste
Mal, für andere gehört „die Harburg“ zum jagdlichen
Jahres-Pflichtprogramm.
Das Frühstück und
das Eintragen ins Jagdbuch fand wie gehabt in der stimmungsvollen
Burgschenke statt, die sich im Innenhof der Burg befindet. Robert,
Andrea und Robert jun. begrüßten dort freudig aufgeregt die
Zuschauer, die Musiker und die Reiter. Zwei Bläsergruppen sorgten
für wunderbar klingende Fanfaren: die Parforce-Horngruppe
„Freischütz Schwaben“ mit Josef Schwarz sowie die Chiemgauer
Parforcehornbläser mit dem Nachwuchs der „Bayerischen Jungwölfe“
unter der Leitung von Konstanze Hofinger. Ein besonderes Highlight
war es, als zu Ehren des anwesenden Fürsten zu Oettingen-Wallerstein
eine Ehrenfanfare geblasen wurde, deren Klänge in der Burgschenke
prachtvoll von den Wänden hallten.
Es war ein Moment
des Innehaltens und der Rückbesinnung, ergriffen standen alle
Anwesenden auf und ließen die Melodie auf sich wirken. Vielleicht
war das auch der ausschlaggebende Anlass, dass der Fürst während der
gesamten Jagd als Zuschauer teilnahm und sich an dem bunten Bild der
roten, blauen und andersfarbigen Röcke erfreute, die der Tradition
folgend zu Pferde der Schleppjagd nachgingen.
Das Stelldichein
und Bügeltrunk erfolgten zu Pferd im Burghof, in dem ungewohnt
lautes Pferdegetrappel auf dem steinigen Pflaster widerhallte.
Stimmungsvoll, weil dorthin passend, ist auch immer wieder das Bild,
wenn die Equipage mit der Hundemeute durch die Tore in den Burghof
einreitet.
Ansprachen
des Vertreters der Gemeinnützigen Fürst zu
Oettingen-Wallerstein-Kulturstiftung, dem Vorstand Fritz Hertle, des
ersten Bürgermeisters der Stadt Harburg, Christof Schmidt, und des
Fürsten als Zeichen der Verbundenheit rahmten die Veranstaltung ein.
Dankesworte des Jagdherren Robert Guggenberger und ein paar
Anweisungen durch Toni Wiedemann, den Präsidenten des SvBs, zuletzt
der Jagdruf: „Auf die Hunde, auf die Pferde!“, dann ging es endlich
los.
Das bewährte
Helfer-Team aus vor allem Sepp Roßmann, Hubert Barth und Familie
Schreiber hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass zum einen für die
Versorgung der Jagdgesellschaft gesorgt war und zum anderen 14
Sprünge aufgebaut waren, die massiv und „präsent“ für Abwechslung
und sportlichen Anspruch sorgten.
Sieben Schleppen
sollten es werden, die quer durch das Umland führten und die
beeindruckende Landschaft um Schloss Harburg zur Geltung brachten,
darunter selbstredend die grandiose Schleppe „über Boden wie
gewachsen“. Dort empfiehlt es sich, genügend Abstand zum
Vorderreiter zu halten, damit die Pferde selbständig ihren Rhythmus
finden können und die Möglichkeit bekommen, die Strecke
durchzugaloppieren. Am Ende der Schleppe wurde das Jagdfeld von den
Zuschauern und den großartigen Klängen der beiden Bläsergruppen
begrüßt.
Für die Foxhounds
(17 1/2 Koppeln) waren das Wetter und die äußeren Umstände optimal,
sie jagten laut und mit Passion auf der Schleppe, ließen sich kaum
beirren, folgten dem Scent engagiert und spurtreu und zeigten durch
ihr Geläut dem Jagdfeld die Richtung an. Eine wahre Freude der
Jagdreiterei!
Die Schleppe zur
Pause führte noch durch einen märchenhaften Wald, am Ende ein
Sprung, dann standen alle auf der Lichtung der Waldschänke Eisbrunn,
wo man sich durch Getränke und Gespräche stärken und austauschen
konnte.
Der Weg zur
vorletzten Schleppe führte entlang des Jüdischen Friedhofs, der sich
oberhalb von Harburg befindet. Der Friedhof, der ein geschütztes
Baudenkmal ist, wurde im 17. Jahrhundert errichtet und ist von einer
Mauer umgeben. Kurz dahinter legten die Schleppenleger an. Die Spur,
der die Foxhounds zielgerichtet folgten, führte direkt hinauf aufs
Plateau gegenüber der Harburg. Dort waren noch einmal zwei massive
Sprünge aufgebaut, und die Zuschauer hatten sich direkt entlang
postiert, um die besten Blicke zu erheischen.
Und weil eben genau
dieses fototrächtige Ambiente in den letzten Jahren das Ende der
Jagd bedeutet hatte, setzten einige Reiter schon zum „Halali Halali“
an – doch oh Wunder oh Wunder: Robert bremste sie aus. Er als
Feldführer ließ das Feld wieder angaloppieren, einmal um die Bläser
herum, an den Zuschauern vorbei bis zum Ende des Plateaus. Dort
sammelte sich das ganze – leicht irritierte – Feld, und es ging im
Schritt weiter! Eine Straßenüberquerung später befand man sich
wieder nahezu am Ausgangspunkt der ersten Schleppe. Die Spur wurde
gelegt, die Hunde losgelassen, und da nun alle den Weg kannten, ging
es noch einmal in flottem Galopp über Feldwege und Wiesen, hinunter
und hinauf, wieder die ersten beiden Sprünge, bis man sich auf der
höchsten Stelle zum Halali traf!
Strahlende
Gesichter, glückliche Reiter, die sich zu der unfallfreien Jagd
beglückwünschten und sich über das wunderbare Jagderlebnis freuten
und Zuschauer, die durchweg auf ihre Kosten gekommen waren,
vermischten sich zu einem Bild des
bunten Treibens.
Anschließend
begaben sich alle in Richtung der Harburg. Im Burghof stellten sich
die Reiter im Halbkreis auf, Robert dankte noch einmal ausdrücklich
der Huntslady Sissi, die gemeinsam mit der Equipage die Foxhounds
optimal geführt hatte. Außerdem vergaß er auch nicht, sich bei den
Landwirten zu bedanken, die Grund und Boden zur Verfügung gestellt
hatten – und bei all den anderen Menschen, ohne die das Ausrichten
einer Schleppjagd gar nicht möglich wäre. Darauf stiegen alle von
ihren Pferden, als die Hunde zum Dank für ihre hervorragende Arbeit
die Curée erhielten. Die Huntslady Sissi verteilte währenddessen die
Jagdknöpfe, der über beide Ohren strahlende Jagdherr Robert die
Brüche.
Nach dem Versorgen
der Pferde traf man sich wie im letzten Jahr am Rande des
Parkplatzes, wo es Kuchen und belegte Semmeln, einen wunderbaren Rum
mit Tee und Kaffee gab. Auch hier konnte man noch einmal der
festlichen Musik der beiden Jagdhörnergruppen lauschen. Als Krönung
gaben die Chiemgauer „Jungwölfe“ a capella und mit glockenklaren
Stimmen ein Stück zum Besten, bei dem selbst die müden Pferde aus
den Hängern blickten.
CR
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