Klappe die 33.!
Hubertusjagd um das Schloss Grünau in 2021
„Ein Jäger
aus Kurpfalz,/ Der reitet durch den grünen Wald,/ Er schießt das
Wild daher,/ Gleich wie es ihm gefällt“,…, so heißt es in dem –
zugegebenermaßen nicht ganz jugendfreien – Volkslied, dem laut
aktueller Forschung wahrscheinlich der bayerische Kurfürst Karl
Theodor (1724–1799) zum Vorbild gestanden hatte. Und genau dieses
Lebensgefühl überkommt denjenigen, der bei der Schleppjagd auf
Schloss Grünau mitreitet!
Das Schloss
Grünau selbst war zwischen 1530 und 1555 vom Wittelsbacher
Pfalzgrafen Ottheinrich errichtet worden. Ottheinrich, der spätere
Kurfürst von der Pfalz, hatte das Anwesen, das ursprünglich ein
Wasserschloss war, als so genannte „Morgengabe‟ (Liebesbeweis) für
Susanna von Bayern, seine Gemahlin, bauen lassen. Heute ist es nicht
für die Öffentlichkeit zugänglich, sehr wohl kann man aber in diesem
wunderbaren Ambiente Hochzeiten, Geburtstage u.ä. feiern.
Immer am 3.
November, am Tag des Heiligen Hubertus, dem Schutzpatron der Jagd,
trifft sich ein meist kleines, aber feines Grüppchen bunt gerockter
Jagdreiter auf dem idyllisch gelegenen Jagdschloss Grünau bei
Neuburg an der Donau nahe Ingolstadt, um dort seiner Passion
nachzugehen.
Für den
diesjährigen Jagdtag versprach der Wetterbericht herbstlich-kühles,
aber weitestgehend trockenes Wetter, wie gemacht, um diese doch sehr
sportlich-angelegte, abwechslungsreiche Strecke im größten
zusammenhängenden Auwaldgebiet Mitteleuropas zu reiten. Angemeldet
waren gut 30 Reiterinnen und Reiter, die pünktlich auf 11 Uhr mit
ihren Pferden zum ehemaligen Jagdschloss der Wittelsbacher angereist
waren.
Die
Schirmherrschaft über die Jagd hatte S. K. H. Luitpold Prinz von
Bayern, ein Urenkel des letzten Königs von Bayern, Ludwigs III.,
übernommen, der erfreulicherweise auch die gesamte Jagd im Auto
begleitete und genau beobachtete, wie der Verlauf war. Der Prinz
zeigt sich allgemein durch Erscheinen als Zuschauer auf so mancher
Veranstaltung des SvBs nicht nur als Freund der Schleppjagd, sondern
so kommt er gerne seiner Funktion als Schirmherr und offizieller
Repräsentant des Schleppjagdvereins von Bayern nach, was unseren
Präsidenten Toni Wiedemann, aber auch die Mitglieder besonders
freut!
Für das
Jagdfrühstück konnte im letzten Moment ein Raum im Gewölbekeller
unter dem Schloss organisiert werden. Großer Dank an Nancy
Puschmann! Dort befindet sich auch ein Teil des Neuburger
Aueninformationszentrums mit Ausstellungstafeln, so dass die
Anwesenden zudem gleich eine Weiterbildung in Sachen Hochwasser- und
Naturschutz erhalten konnten.
Die Grünauer
Jagd ist nicht zu unterschätzen, weil sie gewisse „Hürden“ bietet.
Dazu gehören sicher die ersten beiden Schleppen, in denen im Wald
auf engem Weg Bergab- und Bergaufsprünge vorhanden sind, zudem eine
gute Anzahl an natürlichen Hindernissen in Form von professionell
aufgemaschelten Baumstämmen, ein Wagenradsprung (der zu gerne bei
Hochzeitsaufnahmen als Hintergrunddekoration missbraucht wird) und
ein Waldaussprung – alles Sprünge, von denen gut die Hälfte nicht
umritten werden kann. Heißt für den Kenner: entweder man springt
oder reitet für diese beiden Strecken im – in diesem Jahr durch
Kathrin Töpfer – geführten Nichtspringerfeld mit.
Nancy Puschmann
hat lobenswerterweise in diesem Jahr wieder die brillante
Vorbereitung der Grünauer Jagd übernommen und nicht nur viele
Arbeitsstunden, sondern mindestens genauso viel Herzblut investiert.
Zusammen mit ein paar fleißigen Helfern (Kathrin Töpfer, Alex
Schreiber, Nancys Kindern, Georg Senner mit seinem Lader und
weiteren Gerätschaften, Roland Hugl vom Stall Hugl und der im Moment
außer Gefecht gesetzten Edith aus Landshut, indem sie drei Helfer
geschickt hat), hat sie auf einer Strecke von etwa 20 Kilometern 10
Schleppen zusammengestellt mit rund 20 Sprüngen, davon mindestens
die Hälfte feste Hindernisse
über oftmals
wieder in Stand gesetzte Baumstämme und Zäune, dazu einladende, weil
sehr breite Triplebarren.
Das Stelldichein
mit dem immer wieder sehenswerten Einzug der Meute (15 ½ Koppeln),
geführt durch Sissi Veit-Wiedemann und ihrer Equipage, fand wie
gehabt vor dem Schloss auf dem Burggraben statt, wo sich gut 80
zufällige und geplante Zuschauer eingefunden hatten. Dort gab es
Ansprachen von Toni Wiedemann und S. K. H. Luitpold Prinz von
Bayern, die sich bei allen Zuständigen, den Helfern und beim
Wittelsbacher Ausgleichs Fond bedankten. Anwesend war auch die
örtliche, multimediale Presse, der der SvB in den Tagen danach ein
paar schön zu lesende Artikel zu verdanken hatte.
Als musikalische
Begleitung konnte ein Teil der bewährten Jagdhornbläser „Anjagd“
angeworben werden, die immer wieder mit ihren wunderbaren Fanfaren
für eine festliche Stimmung sorgten, wenn die Schleppenleger ihr
Ziel erreichten oder das Jagdfeld am Ende der Schleppe ankam. Man
darf an sich die Funktion der Bläser nicht unterschätzen,
unterstreichen sie durch die Fanfaren nicht nur den Anlass, sondern
geben gerade in unwägbarem Gelände oft der Equipage das Zeichen zum
Loslassen der Meute, weil die Schleppe zu Ende gelegt ist.
Genauso wichtig
ist es für das Jagdfeld, das Geläut der Foxhounds zu beobachten,
denn nur wenn das Gebell zu hören ist, kann man sich sicher sein,
dass die Hunde auf der richtigen Spur dem Scent nachlaufen und ihren
Weg finden.
Zur Jagdstrecke
gehört die „zu Einem“ zu reitende Waldpassage, berühmt-berüchtigt
durch viele mindestens 90-Grad-Kurven, die riesige Audiwiese mit
drei breiten Sprüngen
, sicher zählt
auch die idyllisch gelegene Herdwiese mit zwei Sprüngen dazu sowie
eine super-lange Galopp-Strecke ganz ohne Sprünge, die aber gut drei
Kilometer entlang von Feldern und durch einen Wald führte und auf
einer Wiese endete. Das Jagdreiterherz war verzückt ob der Vielfalt
der verschiedenen Schleppen, die Hunde liefen genial: mit gewohnter
Begeisterung jagte die Hundemeute der gelegten Spur durch Wald und
Wiesen hinterher – und die Zuschauer, in einer Autokolonne geführt,
konnten sich viele Bilder in einer bunten Herbstlandschaft
mitnehmen.
Die Mittagsrast
fand wie immer im ehemaligen Remontengestüt Gut Rohrenfeld statt,
diesmal Corona-bedingt etwas reduziert, nur mit Getränken, was aber
genügend Zeit für einen kurzen Austausch ließ.
Nach gut drei
Stunden wunderbarer Jagderlebnisse erreichte die gutgelaunte und
zufriedene Jagdgesellschaft gegen 16 Uhr wieder Schloss Grünau. Die
Reiter, nachdem sie den Burggraben vor dem Schloss hinaufgaloppiert
waren, setzen zum „Halali! Halali!“ an.
Mit dem
„Halali! Halali!“, dem Jagdruf: „Auf die Hunde! Auf die Pferde! Auf
Jagdreiten in Grünau mit dem Schleppjagdverein von Bayern“ und der
Curée,
also dem Dank an
die Hunde für ihre perfekte Arbeit, und der Bruch- und
Jagdknopfverteilung an die Reiter, untermalt von wunderbaren
Jagdsignalen der „Anjagd“,
endete dieser
sportliche Hubertusritt über gut 20 Hindernisse mit etwa genauso
vielen Kilometern unfallfrei.
CR
Hier weitere
Bilder dazu
Vor der Jagd
sind viele Arbeiten nötig.
So schön sind
die neuen Sprünge auf der Herdbuchwiese. Die fleißigen Helfer haben
hier ganze Arbeit geleistet. Besten Dank dafür! Wir freuen uns drauf
darüber zu springen.
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