Hier erste
Bilder von Roland dazu. Unter
www.rk-fotografie.de kann man noch viel mehr bewundern
und bestellen.
Auf der Jagd in
Weißenhorn!
Eine für den
„normalen“ Jagdreiter außergewöhnliche Schleppjagd fand am Samstag,
den 2. Oktober 2021 in Weißenhorn statt. Zur Verortung: Weißenhorn
liegt im schwäbischen Landkreis Neu-Ulm, also gerade noch in Bayern.
Wie der sprechende Name „Weißen-Horn“ schon sagt, sieht man auf dem
Stadtwappen in rot übereinander drei waagrechte, linksgewendete
silberne Jagdhörner mit goldenen Beschlägen und verschlungenen
goldenen Schnüren; alles spricht daher dafür, dass es sich um einen
Ort mit historischer Tiefe handelt, der prädestiniert ist, eine Jagd
auszurichten.
Zudem hat der
Deutsche Kavallerieverband e.V., der sich dem sportlichen,
kavalleristischen Reiten in Deutschland verschrieben hat, seinen
Vereins-Sitz an Ort und Stelle.
Für den
Kavallerieverband sollte es die siebte Verbandsjagd werden, und weil
der Reitverein Weißenhorn in diesem Jahr 2021 sein respektables
50-jähriges Bestehen feiern darf, war eine gemeinsame Veranstaltung
schnell vereinbart. Als Besonderheit darf nicht unerwähnt bleiben,
dass in Weißenhorn seit 25 Jahren keine Jagd zu Pferde mehr
ausgerichtet worden war.
Die
Jagdherrschaft übernahm Jakob Frenzel, selbst Mitglied im
Kavallerieverband, die Feldführung Peter Lachenmayer, Vorsitzender
des Deutschen Kavallerieverbandes, die Meute mit 17.1/2
Koppeln brachte der
Schleppjagdverein von Bayern aus Pöttmes mit. Und um die
Veranstaltung abzurunden, sorgte das Bayerische Trompeterkorps mit
Kavalleriemusik für die musikalische Untermalung vor, während und
nach der Schleppjagd.
Bei angekündigt
traumhaftem Wetter, strahlendem Sonnenschein gepaart mit großer
Neugier auf das Kommende hatten sich fast 70 passionierte Jagdreiter
aus Nah und Fern angemeldet, dazu rund 80 Begleitpersonen von ganz
jung bis in die Jahre gekommen – ein riesen Spektakel, das das große
Interesse an unserem Sport bestätigt.
Schon beim
Eintreffen auf dem Parkplatz fiel die bunte Mischung der Anwesenden
auf: Nicht nur die üblichen Jagdreiter in ihren roten, blauen und
anders farbigen Jagdröcken machten sich fertig, sondern dazu waren
(hauptsächlich) Männer, vereinzelt auch ein paar Frauen – in den
unterschiedlichsten Uniformen zu sehen: darunter Mitglieder des
Bayerischen 1. Ulanen-Regiments, des Preußischen Regiments Garde du
Corps, des Preußischen 1. Garde-Ulanen-Regiments, des Preußischen
Regiments Jäger zu Pferde Nr. 2, der Berner Dragoner, Zürcher
Dragoner und des Schweizer Kavallerieschwadrons.
Der Empfang, der
auf der Anlage des Reitvereins Weißenhorn stattfand, erinnerte an
eine Szenerie der Jahrhundertwende um 1900, laute Begrüßungen,
freudige Gespräche, gemischt mit Jagdreitern, Kavalleristen und
einem neugierigen Publikum, die sich alle gemeinsam an herbstlich
dekorierten Bierbänken sitzend mit einem Weißwurstfrühstück stärkten
und sich austauschten.
Pünktlich wurde
zum Satteln der Pferde geblasen – zuvor machte das Gerücht die
Runde, dass die Kavalleristen ihre Pferde in maximal 10 Minuten
gesattelt und getrenst hätten, was sich aber zum Glück als falsch
erwies –, die Zuschauer verteilten sich auf vier bereitstehende
Kutschen, dazu rund 30 Autos; zusätzlich zum Krankenwagen
begleiteten zwei Sanitäter das große Jagdfeld mit zwei Quads.
Und so ging es
beim Stelldichein auf einer großen Wiese hinter der Anlage nach
Ansprachen Peter Lachenmayers
und Sissi
Veit-Wiedemanns als Houndslady mit dem Jagdruf: „Auf die Hunde, auf
die Pferde“ und einem dreifachen Horrido voller Freude los auf die
erste Schleppe. Das Jagdfeld selbst war in ein springendes und ein
nicht-springendes Feld aufgeteilt, um auch Einsteigern und
Neu-Jägern die gefahrlose Teilnahme zu ermöglichen.
Das Gelände
erwies sich als wunderbar abwechslungsreich: mit weiten, schönen
Wiesenpassagen, über sanfte Hügel, Anhöhen und steilere Abhänge
und über
abgeerntete Felder legten die Reiter sieben, meist wirklich lange
Schleppen mit 11 natürlichen Hindernissen und zwei Gräben zurück.
Die
Streckenführung war teilweise anspruchsvoll mit vielen Ecken um die
noch stehenden Maisfelder, so dass die Reiter diszipliniert reiten
mussten, um ihre Pferde konzentriert auch bei 90 Grad-Kurven unter
Kontrolle zu haben. Für Disziplin und Kontrolle sorgte nicht zuletzt
die Feldführung.
Zwischendurch
gab es längere Schrittstrecken durch Wälder und Felder,
damit bei der
nicht unerheblichen Wärme besonders die Hunde, die eine unglaublich
tolle Arbeit leisteten und immer spurtreu und spurlaut der Fährte
folgten, sich wieder erholen konnten. Begeistert nützten die Hunde
auch die reichlich angepeilten Fischteiche und Bächlein zum
Abkühlen. Für die Foxhounds waren das warme Wetter und der trockene,
staubige Boden eine besondere Herausforderung, aber sie folgten
trotzdem mit Ehrgeiz und Passion der künstlich gelegten Fährte.
Beim Eintreffen
der Schleppenleger am Ende jeder Schleppe erklangen die Jagdsignale
der Musikanten und wiesen der Equipage und dem Jagdfeld den Weg. Der
Zuschauertross fand sich meist an den Sprüngen ein, um von außen
fachzusimpeln und sich an so mancher Akrobatik der Reiter und Pferde
zu erfreuen, weil sich auch jagderfahrene Pferde hin und wieder von
Gräben oder Bergabsprüngen einschüchtern lassen können.
Insgesamt ritt
man gut 20 bis 25 Kilometer, bevor Pferde und Reiter nach dem
Halali-Sprung und dem Ausziehen des rechten Handschuhs zum Halali
wieder am
Ausgangspunkt zum Curée, also der Belohnung für die Hunde,
eintrafen.
Dort
wurden auch die Jagdknöpfe und Brüche durch den zufrieden wirkenden
Jagdherren und die Houndslady Sissi Veit-Wiedemann mit dem
„Waidmannsheil“ und einem „Waidmannsdank“ verteilt.
Dazu
erschallten Hörner und Trompeten mit passenden Jagdsignalen.
Nach dem
Versorgen der Pferde trafen sich alle noch zu einem munteres
Beisammensein bei gutem Essen und Getränken, das bis spät in die
Nacht andauerte, bevor sich auch der letzte Reiter und der letzte
Helfer auf den Heimweg machte.
Wie immer gilt
ein besonders großer Dank all den Landwirten und
Grundstückseigentümern, die ihre Flächen freundlicherweise zur
Verfügung gestellt haben, all den Organisatoren, Helfern sowie
Helfershelfern, ohne die die Ausrichtung einer Schleppjagd gar nicht
möglich wäre, den Menschen, die in der Bewirtung geholfen haben, die
liebevoll die Hindernisse aufgebaut und geschmückt haben – und allen
anderen, die zum Gelingen der Jubiläums-Schleppjagd 2021 beigetragen
haben.
CR
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