Fährst Du dieses Jahr wieder nach Herrenchiemsee?
Oder ganz banal: DIE Insel-Jagd
Um keine andere Jagd wird in Bayern und darüber
hinaus so viel Furore veranstaltet, wie um die Jagd auf dem
Touristenanziehungspunkt, der „Herreninsel im Chiemsee“, die
jährlich weit über 300 Tausend Besucher anlockt. Warum? Zum einen
ist es eine der ganz wenigen Einladungs-Jagden, die beim SvB
geritten werden, zum anderen kommt die Teilnahme sowohl die
Veranstalter als auch die Reiter und Begleiter deutlich
kostenintensiver (was sich allerdings schnell erklärt, wenn man
allein bedenkt, dass z.B. alle Pferde und damit Gespanne mittels
einer Lastenfähre auf die Insel übergesetzt werden müssen). Und zum
Dritten ist es schlicht und ergreifend ein einzigartiges Erlebnis,
auf den Spuren des Märchenkönigs Ludwigs II. rund um das Schloss
Herrenchiemsee zu reiten! Hierbei ein großes Dankeschön an Herrn
Buchner von der Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung auf
Herrenchiemsee.
So verwundert es dann auch nicht, wenn Reiter aus
Österreich, aus der Schweiz, aus dem ganz hohen Norden Deutschlands
und sogar aus Italien anreisten, um an der Schleppjagd teilzunehmen!
In diesem Sinne lud die Jagdherrschaft Esther Höhn
und Josef Ettenhuber am 12. Oktober 2024 bereits zum 8. Mal in Folge
ein, um ganz der Tradition nach auf der Insel Herrenchiemsee auf
einer Strecke von rund 20 Kilometern die 67. Herbstjagd, zum 35. mal
mit der Foxhound-Meute des Schleppjagdvereins von Bayern zu
veranstalten. Die Schirmherrschaft hatte wieder der stellvertretende
Ministerpräsident Hubert Aiwanger übernommen, der es sich auch nicht
nehmen ließ, selbst zu erscheinen und einen Teil der Jagd in einer
Kutsche zu begleiten.
Wie es sich gehört, hatte der heilige Petrus ein
Einsehen und entschied sich quasi wie auf Bestellung, gerade an
diesem Samstag sein Programm von „regnerisch-kühl“ auf „sonnig-warm
und durchgehend trocken von oben“ umzustellen: Kaiserwetter auf der
Königsinsel eben, und das unter blauem Himmel, eingebettet in die
leuchtenden Herbstfarben der Laubbäume! Was will das Reiter- und
Fotografenherz mehr?
So fanden sich geplant oder zufällig neben gut 40
geladenen Reiterinnen und Reitern auch sehr viele Zuschauer ein, um
das Geschehen fußläufig zu verfolgen. Nach der Eintragung ins
Jagdbuch und dem Jagdfrühstück in der Schlosswirtschaft
traf man
sich um 11 Uhr zum Stelldichein vor der Kapelle St. Maria am Alten
Schloss, um bei wunderbar einstimmenden Jagdsignalen der „Trompes de
Bavière“, geleitet von Konstanze Hofinger aus Traunstein, den Worten
der Jagdherrschaft Höhn-Ettenhuber, des Präsidenten des
Schleppjagdvereins von Bayern, Toni Wiedemann, und des
Stellvertretenden Bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger zu
lauschen. Aiwanger betonte die Wichtigkeit des Erhaltens der
Traditionen und des Brauchtums, besonders auch der Verbindung
Natur-Tier-Mensch, wie es besonders das Schleppjagd-Reiten zu
kombinieren weiß, Ettenhuber ermahnte zu umsichtigem, fairem und
vorausschauendem Reiten. Anschließend erfolgte die Pferdesegnung
durch Dr. Lothar Katz aus Seeon, der auch dieses Mal nicht an
Weihwasser sparte.
Die Schleppen und das Tempo der Jagd waren durch den
ständigen Regen der vorigen Tage und Wochen den sehr tiefen Böden
angepasst, das Feld ritt sehr diszipliniert. Michelle Immerz, die
den Hindernisbau auf der Insel – unter den wachsamen Augen Josef
Ettenhubers – organisiert und zugleich übernommen hatte, war von der
Jagdherrschaft vertrauensvoll die Feldführung übergeben worden. Sie
hatte auch dafür gesorgt, dass einige Schleppen leicht angepasst
waren: Durch den ständigen Regen war nicht nur der Chiemsee deutlich
höher als in den Jahren zuvor, sondern es stand auch in den Wiesen
zum Teil das Wasser, sodass z.B. der beliebte Durchritt durch die
Furt aus Hochwassergründen gestrichen werden musste.
Und so konnte das Jagdfeld hinter der Equipage und
der Meute aus dem Wittelsbacher Land pünktlich und bestens gelaunt
loslegen, die Schleppenleger galoppierten mit großen Sprüngen
voraus, kurze Zeit später folgten äußerst engagiert und Spurlaut die
passioniert jagenden Foxhounds auf der künstlich-gelegten Fährte.
Das Jagdfeld, eingeteilt in ein springendes und ein
nicht-springendes Feld fand eine gut präparierte Strecke vor, die
Sprünge (Baumstämme), massiv und einladend gebaut, verlangten durch
den teils tiefen Boden reiterliche Routine und ein gewisses Geschick
am Sprung von den Pferden.
Die Zuschauer wurden fußläufig an die spektakulärsten
Punkte geführt – also an bestimmte Punkte der Strecke, mal im Wald,
mal am Rande einer Wiese oder besonders beliebt in Pauls Ruh am
Wassereinsprung, der schon so manchen Reiter (wie auch in diesem
Jahr wieder) zu einem unverhofften Bade bewegte –, und konnten so –
durchaus sensationslüstern – das muntere Treiben in erster Reihe gut
verfolgen. Die letzte Schleppe endete traditionell direkt hinter dem
Schloss Herrenchiemsee in Richtung See. Wichtiges Ritual hier, weil
sehr medienwirksam, ist der anschließende Galopp in breiter Linie
frontal auf das Schloss und die Zuschauer zu, in der Mitte die
Hunde-Meute mit der Equipage. Welch ein herrliches Bild!
Anschließend erfolgte das Halali mit dem Jagdruf:
„Auf die Hunde, auf die Pferde, auf Jagdreiten in Bayern mit dem
Schleppjagdverein von Bayern!“ Überall breit strahlende Gesichter,
das Ausziehen des rechten Handschuhs, alles der vorgesehenen
Tradition folgend. Zur Curée und zum Dank an die Hunde stiegen alle
ab, Brüche, eine gelb-blaue Schleife und Jagdknöpfe wurden – neben
einem Glas Sekt – „beim Waidmanns Heil – Waidmanns Dank“ übergeben.
Und so endete die Insel-Jagd unfallfrei und ohne nennenswerte
Vorkommnisse.
Nach dem Versorgen der Pferde lud die Jagdherrschaft
noch zum festlichen Abendessen in die Schlossgaststätte ein, so dass
jeder satt und zufrieden aufs Festland übersetzen konnte, um sich
auf den Heimweg oder an die Bar auf Gut Ising zu bewegen.
Und erfreulicherweise werden Esther Höhn und Josef
Ettenhuber auch im kommenden Jahr gerne die Jagdherrschaft über die
berühmte, weil einmalige „Insel-Jagd“ übernehmen!
CR
Hier Bilder, weitere herrliche
Erinnerungsfotos unter
www.RK-Fotografie.de
Bilder vom Freitag Abend
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